März 05, 2015

Demokratie in China?

Ein Stereotyp von China ist seine Ablehnung westlicher Werte. Beispielsweise habe es eine eigene Form der Demokratie, die jedoch im Westen  als Diktatur betrachtet wird.  Die chinesische Führung argumentiert, dass China seine eigene Politik mit eigenen Normen haben müsse. Ein Blick in die Geschichte zeigt allerdings, dass Demokratie und China nicht vereinbar zu sein scheinen. Unter Sun Yatsen begannen zu Beginn des 20. Jahrhundert die ersten Revolutionen für die chinesische Demokratie. Die von ihm gegründete Republik China besteht auf Taiwan fort und hat sich in eine demokratische, offene Gesellschaft weiterentwickelt.

Diskussion mit den drei taiwanischen Vertretern
So habe ich am 26.02.2015 an einem Vortrag über das Thema „ Chinesische Demokratie“ teilgenommen. Das Seminar wurde von den JUSOS Leipzig angeboten, dem der SPD nahestehenden Jugendverband. Eingeladen warenDr. Klement Gu, stellvertretender Repräsentant Taiwans, und Julie Chu, 1. Sekretärin der Taiwan Vertretung.  Sie haben uns die taiwanische Demokratie näher vorgestellt und sind auf die zwei wichtigsten Herausforderungen der taiwanischen Außenpolitik eingegangen. Diese bestehen in den Beziehungen zu Festland-China und der Einbindung Taiwans ins internationale System.
Dr. Klement hat die Beziehungen zwischen Taiwan und Deutschland erklärt. Diese sind weniger diplomatischer denn wirtschaftlicher Natur, denn Taiwan ist ja kein international anerkannter Staat.  Die deutschen Interessen werden durch das Deutsche Institut Taipeh wahrgenommen, nicht durch eine offizielle Botschaft. Es sind vor allem wirtschaftliche Beziehungen. Taiwan gehört zu den vier Tigerstaaten Asiens und besitzt beispielsweise große Hardwarefirmen mit bis zu einer Million Angestellter. Taiwan ist nach Hongkong Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner in Asien (weltweit außerhalb der EU Nr. 30), umgekehrt ist Deutschland für Taiwan der bedeutendste Handelspartner in der EU. In fast allen Branchen sind deutsche Unternehmen in Taiwan oft schon seit vielen Jahren aktiv und nicht selten haben diese Geschäftsbeziehungen direkten Bezug zu China, wo Taiwan einer der wichtigsten Auslandsinvestoren ist. Taiwan interessiert sich für Deutschlands energiepolitische Entwicklungen und die damit einhergehende Entwicklung grüner Technologien. Taiwan exportiert also in diesem Sinne Computer und viele andere elektronische Produkte. Dafür bekommt Taiwan aber auch Software und andere Produkte aus dem Westen, die es sonst auf seinem Binnenmarkt nicht gäbe.

Uns wurde auch erzählt, dass die taiwanische Bevölkerung statisch getrachtet relativ alt ist. Deswegen intensivieren sich im Wissenschaftsbereich die deutsch-taiwanischen Kontakte zu Zukunftsthemen wie Urbanisierung, alternde Gesellschaften, Umwelt und Energie. Taiwan ermöglicht auch Austauschprogramme und Stipendien für Interessierte aus Deutschland und Taiwan. Das Ziel ist, dass diese jungen Leute in der Zukunft zusammen arbeiten können. 

Bijou

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