Februar 20, 2015

"Ein Jahr nach dem Maidan - Perspektiven der zwischengesellschaftlichen Zusammenarbeit mit der Ukraine und Russland"


Am 5.02 wurde unsere Organisation zu einer Konferenz in das Außenministerium eingeladen (Steffi und ich sind angereist). Diese Veranstaltung war den aktuellen Ereignissen in der Ukraine gewidmet: Die Partnerschaft mit Russland und der Ukraine und der zwischengesellschaftlichen Mitarbeit. Viele NGOs aus ganz Deutschland, die mit diesen Ländern zusammenarbeiten, haben sich bei der Konferenz angemeldet, ungefähr mehr als 200 NGOs waren präsent.

Dr. h.c. Gernot Erler, Koordinator für die zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit mit Russland, Zentralasien und den Länder der Östlichen Partnerschaft, eröffnete die Konferenz mit einem Einführungsvortrag. Der Vortrag behandelte die aktuelle Situation in der Ukraine, die Rolle der NGOs in Russland und der Ukraine sowie die Entwicklung der Zivilgesellschaft in diesen Ländern. Dr. h.c. Erler hat die Bedeutung der verschiedenen politischen Narrative seit dem Kalten Krieg als wichtige Voraussetzung des Konflikts betont. Seiner Überzeugung nach haben Russland und der Westen verschiedene Wahrnehmungen von z. B. der Nato-Erweiterung, der EU-Erweiterung und den farbigen Revolutionen in den ehemaligen GUS-Staaten. Für Russland sieht die derzeitige weltpolitische Lage wie eine Fortführung des Kalten Krieges aus, wie ein Mittel der Machtpolitik gegen Russland, um das Land zu schwächen. Dabei ist der alte Gegner wieder der neue, die USA. Eine ganz andere Position und Wahrnehmung herrscht bei den Europäern: Das Ziel wird in der Entwicklung der Demokratie und der Zivilgesellschaft, der Abschaffung von Korruption, der Förderung der Menschenrechte und der Friedenssicherung usw. gesehen.

Dr. h.c. Erler sprach über die Unterentwicklung und das schwierige Umfeld für die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Russland und in der Ukraine. Das Misstrauen gegenüber der Zivilgesellschaft, Ausgrenzung und Kriminalisierungsprozess sowie strenge Überwachung der NGOs in Russland - all das behindere die Entwicklung der Zivilgesellschaft. Im Gegenteil zu Russland gäbe es in der Ukraine eine aktive Zivilgesellschaft, die jedoch nun unter den Bedingungen des Kries nicht weiter funktionieren könnte.

Nach seiner Rede, haben wir diese Themen im Plenum diskutiert. Die Organisationen stellten ihre Fragen. Es ist erstaunlich, dass sich sogar hier zwei Lager gebildet haben: eine Seite, die sich eher pro Russland präsentierte, beschuldigten Deutschland und Europa als Urheber einer Vertrauenskrise mit Russland, andere waren völlig mit der Politik der EU bei der Lösung dieses Konflikts einverstanden.

Steinmeier kommt

Nach dem Plenum wurden uns kurz die politischen Bedingungen für Partnerschaften, Visafragen sowie ein kurzer historischer Exkurs in die Entwicklung von NGOs in Russland und der Ukraine vorgestellt. Anschließend haben einige Organisationen ihre Projekte und Erfahrung in Zusammenarbeit mit Russland und Ukraine präsentiert, z. B solche Organisationen wie MitOst e.V., "DRJUG-Trilaterales Jugendforum: Germany, Russia, Ukraine: A common future?" und der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V..


 
Kurz vor dem Mittagessen besuchte der Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier die Konferenz. Mit seinem Grußwort wurde deutlich gemacht, wie wichtig in dieser gespannten Zeit die Zusammenarbeit deutscher NGOs mit Russland und Ukraine sein soll. Herr Dr. Steinmeier hat die Situation in der Ukraine noch mal zusammengefasst. In seinem Vortrag setzte er einen besonderen Akzent auf die Tatsache, dass es sich um die größte Gefahr für die europäische Friedensordnung seit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien handle. Er akzentuierte die unstabile Sicherheitslage, die von mehreren Konflikten und Krisen in der Welt bedroht sei.  Für ihn existiere nur die Möglichkeit einer diplomatischen und friedlichen Lösung, Waffenlieferungen würden nur zu einer Eskalation des Konfliktes führen. Dabei spielt die Vernetzung und friedliche Außenpolitik der Gesellschaften eine wichtige Rolle. Wir NGOs aus Deutschland sollen diese Außenpolitik vorantreiben und eine mögliche Unterstützung für unsere Partnerorganisationen leisten.


Nach dem Mittagessen wurden parallele Themenforen durchgeführt. Die Rede war vor allem von Unterstützungsinstrumenten der Bundesregierung, wie  Finanzierungen für Projekten mit Russland und Ukraine. Ich persönlich war bei den Menschenrechtsprojekten, die durch das Referat VN06 finanziert werden können.  Außerdem stehen Mittel zur Förderung von Projekten der zivilen Krisenprävention, Friedenskonsolidierung und Demokratieförderung bereit. Das Auslandsamt fördert auch andere Projekten mit Ländern der Östlichen Partnerschaft.

Nach den Themenforen haben wir uns wieder im Weltsaal versammelt und die Ergebnisse zusammengefasst. Als gemeinsame Ziele wurden festgehalten:
Ø  wir müssen mit unseren Partner auf gleiche Augenhöhe arbeiten
Ø  Russland ist ein Partner, den wir in der Friedensordnung und bei der Konfliktlösung brauchen und wir dürfen auf die Kontakten mit Russland nicht verzichten
Ø  Die gesellschaftlichen Aktivitäten müssen Priorität haben Wir müssen zusammen Partizipation entwickeln
Ø  Die Sprachlosigkeit muss aufgebrochen werden

Die Konferenz hat, meiner Meinung nach, einen Impuls zur weiteren Entwicklung der Zusammenarbeit mit Russland und Ukraine gegeben. Derartige Konferenzen sollten häufiger stattfinden. Dank dieses Treffen habe ich viele andere Organisationen kennengelernt und Kontakte aufgebaut. Wir müssen den Dialog weiter führen und unsere Zusammenarbeit auf der Ebene der Zivilgesellschaft verstärken. Ich glaube, dass wir heute noch weiter gehen müssen und nicht aufgeben dürfen. Unsere Kommunikation sollte nicht verloren gehen und die Ausgrenzung von ukrainischen und russischen Partnern darf nicht zugelassen werden.  PJR Dresden hat schon eine dauerhafte Partnerschaft mit Kaliningrad. Im Moment bringen wir uns aktiv in einem Projekt mit mitost Hamburg und St. Petersburg ein und versuchen eine neue Partnerschaft mit einer Organisation aus Lemberg / Ukraine zu entwickeln. Eine trilaterale Begegnung Deutschland - Russland - Ukraine wäre eine Möglichkeit eine Friedenskooperation anzuregen und Probleme und Anliegen mit den Jugendlichen zu besprechen.

Ich war von dieser Konferenz sehr beeindruckt und würde mich freuen an solchen Veranstaltungen öfter teilzunehmen. So kommt man der Realität näher und man fühlt sich in solche Prozessen stärker einbezogen.

Vielen Dank an PJR Dresden für eine grandiose Möglichkeit, mein Verständnis über den Konflikt in der Ukraine zu vertiefen und an kleinen Teil der Friedensförderung teilzunehmen ;)  !

Liebe Grüße,
eure Alex

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen